Sarcasm Syndrome - Thy Offering

Veröffentlicht am 10. September 2025 um 15:21

Epic Doom aus Innsbruck – ein beeindruckendes zweites Album

 

Manchmal stolpert man über ein Album, das einen komplett überrascht. Genau das ist mir mit Thy Offering passiert. Sarcasm Syndrome ist kein neuer Name – wer in der österreichischen Underground-Szene unterwegs ist, dürfte ihn schon mal gehört haben. Aber dass nach über 30 Jahren ein so geschlossenes, reifes und zugleich mitreißendes Doom-Statement kommt, hätte ich so nicht erwartet.

 

Der Opener Thy Offering macht sofort klar, wohin die Reise geht. Ein düsteres, fast zeremonielles Klangbild aus schweren, schleichenden Gitarrenriffs, die einen trotzdem leicht wie eine Feder direkt zum Schweben bringen. Das Ganze in einer reinen Form, die ohne übertriebene „Illustrationen“ auskommt. Kein Hochglanz, sondern bodenständige, greifbare, doomige Atmosphäre – geerdet, jedoch mit Wiedererkennungswert.

 

Der zweite Track Black Widow bringt eine unterschwellige Bedrohlichkeit mit sich. Hier harmonieren Riffs mit Petra Maiers Stimme, die majestätisch darüber schwebt und von wunderschönen Soli, die den Titel auflockern, verziert wird. Hier zeigt sich schon früh, wie stark der Gesang dieses Albums prägt. Zerbrechlichkeit und Kraft vermischen sich zu einer Einheit, die mich sehr beeindruckt.

 

Mit Fearsome wird das Tempo leicht angezogen – zumindest nach Doom-Maßstäben. Der Song ist druckvoller, beinahe treibend, aber ohne die Stimmung des Albums zu verändern. Die Gitarren kreisen in einem finsteren Groove, und die Drums schaffen eine spannungsgeladene Grundstimmung, die einen unweigerlich mitzieht. Und wieder reitet der Gesang wie ein Todesengel auf Wolken über diesem Titel und verdeutlicht die Furcht, die hier verkörpert werden soll.

 

Mit Shadows Unleashed wird die Furcht vertrieben und mit Schwärze ersetzt. Kalte Gitarrenläufe und eine fast aggressive Grundstimmung zeigen eine komplett andere Facette des Songwritings der Band. Und doch fügt sich der Titel geschmeidig ins Konzept des Albums ein.

 

Black Horizon verströmt die Präsenz klassischer Epic-Doom-Legenden – monumental und hymnisch. Man könnte hier fast meinen, in den ersten Sekunden auch Einwürfe von Heavy Metal zu erkennen. Doch nimmt die Dunkelheit den Titel schnell wieder ein und lässt ihn nicht mehr los.

 

The Mystery Nun ist einer der stärksten Tracks auf Thy Offering. Hier wachsen zähflüssige Riffs, düstere Stimmung und Petra Maiers Stimme zwischen Gebet und Anklage. Schwermut wird aufgelockert von einem Gitarrensolo, das wie ein Lichtstrahl aus einer dunklen Wolkenfront hervorbricht.

 

Angelus Mortis ist das atmosphärischste Stück des Albums. Man versinkt hier in einer sakralen Ambience, mit hallenden Gitarrenmelodien und einer Gesangsperformance, die von Anbetung und Dunkelheit dominiert wird.

 

Valkyries ist der heroischste Part des Albums. Die Riffs schreiten erbarmungslos über einen hinweg. Getragen von einem epischen Groove gibt es hier kein Halten. Der Gesang gibt sich kämpferisch, mit einer Stärke, die auf den vorherigen Titeln so nicht zum Vorschein kam. Ein melodiöser Aufruf mit apokalyptischer Stimmung.

 

Zum Abschluss feiern Sarcasm Syndrome mit einem Cover der Pioniere des Doom: Candlemass – Dark Reflections. Hier zeigen sie, dass sie nicht nur Erben, sondern ebenbürtige Mitstreiter sind.

 

Mein Fazit

 

Thy Offering ist ein starkes, leidenschaftliches Album, das sowohl für alte Doom-Fans als auch für neue Hörer funktioniert. Mit 9,9 von 10 Punkten ist es fast perfekt. Der kleine Abzug entsteht eigentlich nur, weil das Album vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch ein bisschen mehr Überraschung oder Innovation vertragen könnte – aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau. Insgesamt bleibt es eine klare Empfehlung für alle, die epischen Doom-Metal lieben.

Spotify:

https://open.spotify.com/album/2Wl8aZtXsgKUN8Esox2Dk7?si=PAOa3rAwTn-XNIu31QT3iA